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Bösartige Tumoren

Bösartige Tumoren

5% der deutschen Bevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens an Dick- und Enddarmkrebs. Das sogenannte kolorektale Karzinom stellt mit jährlich 73000 Neuerkrankungen und 37000 Todesfällen die zweithäufigste Tumorart und Krebstodesursache in Deutschland dar. Es handelt sich hierbei um eine bösartige Wucherung der Schleimhaut des Dickdarms oder des Enddarms, meist ausgehend von gutartigen Vorstufen, den sogenannten Polypen.

Bei 5% der Erkrankten wird eine erbliche Form nachgewiesen. Als Risikofaktoren werden heute Bewegungsmangel, Übergewicht, eine ballaststoffarme und fleischreiche Ernährung sowie ein hoher Alkoholkonsum angesehen. Aufgrund der günstigen Heilungschancen, insbesondere bei frühzeitiger Diagnosestellung (5-Jahres-Überlebensrate 50 - 60%, in frühen Stadien >90%) gehören die Tastuntersuchung des Enddarms und der Test auf Blut im Stuhl ab dem 50. sowie die Darmspiegelung ab dem 56. Lebensjahr zu den Vorsorgeleistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Symptome der Erkrankung können Blutbeimengungen im Stuhlgang, Veränderung der Stuhlgewohnheiten, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust oder Blutarmut sein.

Die Behandlung erfolgt strikt nach der evidenzbasierten S3-Leitlinie und beinhaltet in Abhängigkeit vom Stadium multimodale Therapiekonzepte, die sich aus operativen Eingriffen (unterschiedlichster Art: transanal, laparoskopisch, offen, multiviszeral), sowie Strahlen- und Chemotherapie zusammensetzen können. Ziele der Behandlung sind die nachhaltige Kontrolle der Tumorerkrankung und der Funktionserhalt.

Wesentlich seltener sind Tumoren der Analregion, die häufig auf dem Boden einer Infektion mit humanen Papillomaviren entstehen und sich durch anale Blutungen und Schmerzen beim Stuhlgang bemerkbar machen können. Nach feingeweblicher Sicherung werden Analkarzinome heute meist durch eine kombinierte Bestrahlung und Chemotherapie erfolgreich behandelt. Eine operative Entfernung des Enddarms wird nur selten, bei fehlendem Ansprechen der Radiochemotherapie, erforderlich.

Darmkrebs (Kolon- und Rektumkarzinom)

Der Dick- und Mastdarmkrebs (Kolon- und Rektumkarzinom) stellt mit insgesamt über 60000 geschätzten Neuerkrankungen jährlich in Deutschland bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung nach dem Mammakarzinom und bei Männern die dritthäufigste Krebserkrankung nach Prostata- und Lungenkarzinom dar (www.krebsdaten.de). Der Mastdarm umfasst den im kleinen Becken liegenden Darmabschnitt. Oberhalb in der Bauchhöhle befindet sich der Dickdarm, der nochmals unterteilt ist in aufsteigenden Dickdarm, Querdarm, absteigenden Dickdarm und S-Darm (Sigma).

Wegen der anatomischen Unterschiede und der Nähe des Enddarms zum Schließmuskelapparat ist auch die Zugänglichkeit für eine Operation ganz verschieden. Deshalb unterscheiden sich die Behandlungsstrategien für diese Tumoren grundlegend.

Dickdarmtumoren werden in den meisten Fällen durch eine primäre Operation behandelt. Da sowohl vor der Operation als auch während der Operation nicht beurteilt werden kann, ob der Tumor bereits Lymphabsiedelungen gebildet hat, umfasst eine chirurgische Tumorentfernung nicht nur den Tumor selbst, sondern auch immer sein mögliches Lymphabflussgebiet.

In Abhängigkeit von den pathologischen Untersuchungsergebnissen des entnommenen Tumorgewebes wird bei fortgeschrittenen Dickdarmtumoren nach der Operation eine zusätzliche Chemotherapie empfohlen. Studien der letzten drei Jahrzehnte belegen, dass dadurch selbst bei bereits vorliegenden Tumorabsiedelungen in Lymphknoten gute Heilungsraten erzielt werden können.

Bei Mastdarmtumoren sind vor Beginn einer Behandlung umfangreiche Untersuchungen erforderlich, die auch eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) einschließen.

Damit lassen sich die Beziehungen des Tumors zum Schließmuskelapparat und der Fortschritt der Tumorerkrankung feststellen. In Abhängigkeit von den Untersuchungsergebnissen kann die Empfehlung ausgesprochen werden, vor der eigentlichen Operation zunächst eine Strahlen- und/oder Chemotherapie des Tumors durchzuführen. Durch diese "multimodale" Therapie konnte in den letzten Jahren einerseits das Rückfallrisiko für diesen Tumortyp vermindert werden; andererseits ließen sich mehr Operationen unter Erhalt des Schließmuskels durchführen. In Einzelfällen kommt es durch diese Strahlen-/Chemotherapie sogar zu einem kompletten Verschwinden des Tumors, sodass auf eine Operation verzichtet werden kann. Unter bestimmten Gegebenheiten sind auch Operationen ausschließlich durch die Körperöffnung des Afters möglich.

Kolorektal

Für die Patienten bedeuten spezielle Behandlungsverfahren, wie beispielsweise bestimmte Tumoroperationen bei Mastdarmgeschwülsten, eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität. Die Chirurgische Klinik in Erlangen nimmt hier bezüglich Heilungsraten und Schließmuskelerhaltraten eine international anerkannte Spitzenposition und Führungsrolle in der internationalen Chirurgie ein. Bei Tumoren im Mastdarm nahe dem Schließmuskelapparat konnte innerhalb der letzten 10 Jahre durch die Entwicklung modernster Operationsmethoden die Rate der dauerhaften künstlichen Ausgänge um die Hälfte reduziert werden. Die außerordentlich hohe Qualität in der Behandlung dieser Tumorpatienten hat inzwischen dazu geführt, dass auswärtige Institutionen und Kostenträger die Chirurgische Universitätsklinik in Erlangen als Referenzzentrum bei dieser Erkrankung ansehen.